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Kollegen*innen, die in der Trennungs- und Scheidungsberatung tätig sind, kennen das Phänomen: Eigentlich soll es darum gehen, die Eltern dabei zu begleiten, gute Absprachen treffen können, um den gemeinsamen Kindern die veränderte Lebenssituation zu erleichtern. Unvermittelt verstricken sich die gerade eben noch freundlichen Väter und Mütter in wild eskalierende Streits wegen (von außen betrachtet) minimaler Differenzen zu „kleinen“ Themen. Oder sie stellen gleich die ganze Elternschaft (die gemeinsame und die der anderen Seite) infrage.
Andere Eltern kommen mit vergleichsweise zentralen Fragen und schaffen es, in wenigen Sitzungen in überwiegend ruhiger, kooperativer Atmosphäre zu guten Vereinbarungen zu kommen.

Wie können wir als Beratungskräfte möglichst früh abschätzen, wie gut unser Beratungsangebot wahr- und angenommen wird? Wie gut kommen Eltern über ihre Themen miteinander in Kontakt, wieviel Konfliktpotential lauert im Hintergrund?

Die Elternfunktionalitätsdiagnostik bietet einen Leitfaden für die Fremd- und Selbsteinschätzung verschiedener Aspekte elterlicher Kooperationsfähigkeit und kindbezogener Kompetenzen. Die Ergebnisse dienen der präziseren Zielausrichtung (geht Beratung und wenn ja, mit welcher Zielsetzung?), geben aber auch Hinweise auf wichtige Aspekte der Beratung selbst: Wieviel Struktur, welches Setting ist erforderlich? Was brauchen Eltern, um besser kommunizieren zu können?

Beratungskräfte erhalten mehr Sicherheit in ihren Interventionen und können sich durch die diagnostische Reflexion schneller aus Verwicklungen lösen. Elternfunktionalitätsdiagnostik ist unabhängig vom Verweisungskontext und der spezifischen örtlichen Struktur der Kooperation zwischen den Professionen einsetzbar.

Die Teilnehmer*innen der Fortbildung lernen die Grundzüge des Konzeptes der Elternfunktionalitätsdiagnostik in der Trennungsberatung kennen. Gerne können eigene Fallbeispiele zur Elternfunktionalitätseinschätzung und gemeinsamen Entwicklung von Ideen für entsprechend konfliktangepasste Interventionen mitgebracht werden

Literatur

Weber, A. & Ritzenhoff, A. (2018). Diagnostisches Schema der Elternfunktionalität in der gerichtsverwiesenen Beratung. Informationen für Erziehungsberatungsstellen, 3/18, S. 14-21.
Främbs, J., Ritzenhoff, A. & Weber, A. (2020). Diagnostik der Elternfunktionalität in der gerichtsverwiesenen Trennungs- und Scheidungsberatung. In: Fundiert Beraten. Diagnostik in der Erziehungsberatung. Fürth: bke151-180.
Andreas Ritzenhoff (2022). Personzentrierte Trennungs- und Scheidungsberatung. Theorie und Intervention. Beltz-Juventa.

Referent

Andreas Ritzenhoff

Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Mediator (BAFM), Erziehungs- und Familienberater (bke)