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Fachbeitrag

Kinder im Blick – Ein Kurs für Eltern in Trennung

Kinder im Blick (KiB) ist ein Kurs für getrennt oder in Scheidung lebende Eltern, der von einem Team der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Uni München in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle Familien-Notruf München entwickelt wurde. Seit 2011 bietet das Katholische Beratungszentrum Mönchengladbach (BZ) den Kurs ein- bis zweimal im Jahr an.

Wenn Eltern sich getrennt haben, verändert sich vieles. Finanzielle Probleme, Konflikte mit dem anderen Elternteil und der damit verbundene Stress fordern Kraft, Zeit und Nerven. Dies geht häufig auf Kosten der Kinder, aber genauso auf Kosten des eigenen Wohlbefindens. Besonders  die Kinder brauchen aber in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit und Beachtung, um den Übergang in den neuen Lebensabschnitt gut zu bewältigen.

Um die Eltern in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, werden in sieben Kurseinheiten à drei Stunden folgende Schwerpunkte behandelt:
• Wie erlebt mein Kind die Trennungssituation, was ist jetzt besonders wichtig und was braucht mein Kind von mir?
• Wie kann ich in dieser Situation gut für mich selbst sorgen?
• Wie kann ich mit dem anderen Elternteil in der Trennung umgehen, wie lassen sich Streitmuster erkennen und Konflikte mit dem anderen Elternteil besser bewältigen?
• Was kann mein Beitrag zu einem entspannteren Umgang mit dem anderen Elternteil sein?
• Patchworkfamilien: Wie ist die Perspektive der Kinder und welche Herausforderungen gibt es für die Erwachsenen?

Um Konfliktsituationen im Kurs zu vermeiden, nehmen die Elternteile getrennt an zwei idealerweise parallel laufenden Kursen teil. In diesen werden den Eltern die neuesten Erkenntnisse der Scheidungsforschung vermittelt. Sie lernen, ihr Kind und seine Bedürfnisse besser kennen und erfahren, wie sie darauf eingehen können. In den Sitzungen erhalten die Teilnehmenden Gelegenheit, praktische Tipps in Rollenspielen zu erproben. Mit einer Elternmappe kann das Gelernte zu Hause nochmals nachgeschlagen und vertieft werden. Außerdem lernen die Teilnehmenden andere Menschen kennen, die in einer vergleichbaren Lebenssituation sind, und können Erlebtes und Erfahrenes austauschen.

Es gibt die Verpflichtung, über persönliche Belange der anderen Kursteilnehmer*innen zu schweigen. Geleitet wird der Kurs von zwei ausgebildeten Trainern – nach Möglichkeit einem Mann und einer Frau. Eltern, die an KiB teilgenommen haben, erleben den Kurs als unterstützend und geben fast immer ein sehr persönliches Feedback, z.B.:
• „Ich bin ruhiger und gelassener geworden. Mehr Selbstvertrauen.“
• „Die Kinder reden plötzlich mehr über sich und ihre Gefühle.“
• „Mein Kind freut sich sehr über das beschreibende Lob.“

Das beschreibende Lob ist eine von vielen Methoden, die im Kurs mittels Rollenspielen eingeübt werden. Dabei werden die Eltern zunächst angeleitet, ihren Blick (wieder) auf das positive Verhalten des Kindes zu lenken. Dann ist es wichtig, konkrete Details zu beschreiben, die die Eltern wahrnehmen, und zu sagen, wie sie sich fühlen. Durch das beschreibende Lob wissen die Kinder ganz genau, was gut an ihrem Verhalten war, und sind motiviert, es in Zukunft auch wieder zu zeigen. Das Kind fühlt sich wirklich gesehen und beginnt langfristig, sich selbst zu loben. Dies ist für den Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens wichtig. Die Eltern gewinnen durch das beschreibende Lob möglicherweise einen neuen, positiveren Blick auf ihr Kind und stärken die Beziehung zu ihm.

Das BZ ist mit anderen Einrichtungen, die den Kurs in der Region Düsseldorf, Neuss, Grevenbroich, Viersen etc. anbieten, sehr gut vernetzt. Ein bis zwei Intervisionstreffen stehen pro Jahr auf dem Programm, um sich fachlich auszutauschen und über laufende Kurse zu informieren. Zur Qualitätssicherung trägt außerdem alle zwei Jahre die Teilnahme an einer Supervision bei, die vor allem von den Kolleg*innen des Familien-Notrufs München geleitet wird.

Referent:in

Judith Bader
Diplom-Psychologin Kath. Beratungszentrum Mönchengladbach

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